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Magdeburger Himmelfahrtspogrome von 1994 – rechte Kontinuitäten durchbrechen

Eva von Angern, Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Landtag, betont angesichts der Himmelfahrtspogrome von 1994 in Magdeburg:

„Als sogenannte Magdeburger Himmelfahrtskrawalle gingen die rassistischen Hetzjagden vom 12. Mai 1994 in die Geschichtsbücher ein. Das Pogrom von 1994 jährt sich in diesem Jahr zum 30. Mal. Das Pogrom von 1994, die rechte Gewalt, das zutiefst rassistische Grundmotiv sowie das Versagen von Polizei, Justiz und Landesregierung wurden bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet. Über gewachsene rechtsextreme Strukturen in Magdeburg haben die Verantwortlichen geschwiegen und das Pogrom als Folge von „Sonne und Alkohol“ als Jugendgewalt abgetan.

Hunderte Neonazis hatten sich an diesem Tag zusammengefunden, um vor laufenden TV-Kameras über Stunden Jagd auf Migrant:innen zu machen. Die zahlreichen Opfer des Pogroms, allen voran der im September 1994 mutmaßlich an den Spätfolgen der Übergriffe verstorbene Algerier Farid Boukhit, haben bis heute keinerlei Würdigung seitens der Landesregierung erhalten. Die Todesfolgen im Fall Farid Boukhit wurden nie überprüft. Die Landesregierung hat lieber weggeschaut als nachzufragen. Es ist jedoch noch nicht zu spät, den Opfern endlich eine Stimme zu geben und sie als solche zu benennen. Sie müssen angehört werden und der Rassismus dieser Zeit als solcher deutlich benannt werden.

Das Himmelfahrtspogrom in Magdeburg steht für die heute als Baseballschläger-Jahre bezeichneten 1990er Jahre, als rechte Gruppierungen im Osten enormen Zulauf hatten und massiv Gewalt ausübten. Bis heute ist die Erinnerung an das Pogrom von Magdeburg wenig präsent und die Geschichte kaum aufgearbeitet. Umso erfreulicher ist es, dass die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V. den Opfern gedenkt und außerdem eine Aktionswoche „Gegen das Vergessen“ initiiert wurde. Dieses Gedenken ist ein deutlicher Appell an die Landesregierung, eine Kommission zur Aufarbeitung der sogenannten Himmelfahrtskrawalle von 1994 einzuberufen, um endlich Fehler deutlich zu machen und für die Zukunft zu lernen.

Rechte Strukturen sind nicht nur in Magdeburg bis heute ein grundsätzliches Problem, welches nicht konsequent angegangen wird. Die Zahlen rechter Gewalttaten und die Anzahl rassistischer Übergriffe ist aktuell auf dem höchsten Wert seit 2016. Die Mobile Opferberatung hat allein im letzten Jahr 168 Fälle rassistischer Gewalt dokumentiert, die Dunkelziffer wird um ein Vielfaches höher liegen. Die Landesregierung muss sich diesen Zahlen stellen.“

 

Magdeburg, 8. Mai 2024