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Landesregierung versagt in der Lehrerausbildung – Alarmglocken läuten immer lauter!

Auf die Entscheidung der Martin-Luther-Universität Halle, nach nur einem Jahr die Erweiterung der Lehramtsausbildung auf 700 Studienplätze zum kommenden Semester wieder auf 550 Studienplätze zurückzufahren, erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Thoms Lippmann:

Das komplette Versagen von Bildungsminister Tullner und der Landesregierung bei der Planung der Lehrerausbildung an den beiden Universitäten in Halle und Magdeburg wiegt in der langen Abfolge von Fehlern und Untätigkeit in Bezug auf die Beseitigung des Lehrermangels sehr schwer. Diese durch nichts zu rechtfertigende Entscheidung wird sich bitter rächen, denn sie wirkt weit in die Zukunft. Sie wird das „Tal der Tränen“ im Unterrichtsangebot für eine ganze Schülergeneration noch weiter vertiefen und noch weiter verlängern. Noch in Jahren wird daran zu erinnern sein, wer die Verantwortung dafür trägt.

Bei einem Einstellungsbedarf von jährlich mindestens 1.000 Lehrkräften über die nächsten zehn Jahre (einschließlich des Bedarfs an den freien Schulen) bedeuten 550 Studienplätze mit am Ende nicht einmal 400 Absolventen pro Jahr, dass weiterhin höchstens ein Drittel der benötigten Lehrkräfte im eigenen Land ausgebildet werden soll. Das wird unserem Schulsystem letztlich das Genick brechen.

Die Öffentlichkeit wird dabei durch die verantwortlichen Minister über die wahren Gründe für die Rückabwicklung der Lehrerausbildung getäuscht. Es ist unredlich, sich hinter der im Dezember letzten Jahres auf Antrag der LINKEN vom Landtag eingesetzten Expertengruppe für die Ermittlung des längerfristigen Lehrkräftebedarfs zu verstecken. Denn diese hatte gar nicht den Auftrag, die erst im Sommer 2016 auf den Weg gebrachte und zum Zeitpunkt des Einsetzungsbeschlusses im September 2016 völlig unstrittige Erweiterung der Lehramtsausbildung in Halle auf 700 Studienplätze zu hinterfragen und neu zu begründen. Ihr Auftrag war und ist es, den Bedarf zu ermitteln, der über die dauerhaft notwendige Steigerung auf 700 Plätze hinaus erforderlich ist und ob die weiteren Schritte der Kapazitätserweiterung weiterhin nur an der MLU in Halle oder auch wieder an der OvGU in Magdeburg erfolgen sollen.

Der Streit um die Lehrerausbildung in Halle ist erst in den Haushaltsverhandlungen im Januar 2017 ans Licht gekommen, als es darum ging, wer die Kosten für die Fortführung der Kapazitätserweiterung tragen soll – das Land durch zusätzliche Zuweisungen wie schon 2016 oder die Universität aus ihren Rücklagen. Dieser Streit ums Geld ist mit dem Haushaltsbeschluss wieder einmal zu Lasten der Lehrerausbildung entschieden worden.

Es gibt einfach keine Aussicht, dass sich Finanzministerium, Bildungsministerium und Universitäten auf den notwendigen Bedarf an Neueinstellungen und die dafür erforderliche Ausbildung von Lehrkräften verständigen. Hier herrscht organisierte Verantwortungslosigkeit, die das Schulsystem in den nächsten Jahren ins Chaos stürzen wird. Der Ministerpräsident ist schon längst gefordert, seine Gesamtverantwortung für diese entscheidende Zukunftsfrage für das Land wahrzunehmen. Er muss die Sicherung der Unterrichtsversorgung jetzt endlich zu Chefsache machen, wenn noch etwas gerettet und der letzte Schaden verhindert werden soll.


Magdeburg, 10. Mai 2017