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Stefan Gebhardt zu TOP 20: Reform der öffentlich-rechtlichen digitalen Spartenkanäle

Seit den 90er Jahren betreiben ARD und ZDF sogenannte digitale Spartenkanäle,
insgesamt sechs lineare Fernsehkanäle, bei der ARD Einsfestival, Eins Plus und den Nachrichtenkanal Tagesschau 24. Beim ZDF sind es ZDF neo, ZDF Info und ZDF Kultur. Diese betreiben sie nicht aus Lust und Laune, sondern weil sie hierzu den gesellschaftlichen Auftrag erhalten haben. Die Politik hat dies im Rundfunkstaatsvertrag festgeschrieben.

Nun hat sich im Laufe der Jahre der Sinn und Zweck dieser Spartenkanäle deutlich verändert. Anfangs waren diese Kanäle noch Platzhalter im digitalen Bouquet, sie sollten die Digitalisierung auch im öffentlich-rechtlichen Sektor vorantreiben. Diesen Zweck haben die Kanäle zweifelsfrei erfüllt, die Digitalisierung wurde vollzogen. Die analoge Übertragung per Satellit ist Geschichte, man kann heute nur noch digital empfangen. Insofern ist auch der Begriff „Digitalkanäle“ veraltet, denn analoge Kanäle gibt es schlicht und einfach nicht mehr.

Also bekamen die Kanäle eine neue Ausrichtung, sie sollten neue Zielgruppen für den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk erschließen. Zielgruppe sind vor allem junge Leute, die bislang nur unzureichend mit öffentlich-rechtlichen Fernsehangeboten versorgt wurden. Das ZDF installierte das Programm ZDF neo, welches sich an junge Erwachsene richtet und das Programm ZDF Kultur, welches vor allem Jugendliche in den Blickwinkel nahm.

Bei der ARD ist es ähnlich: Einsfestival richtet sich an junge Erwachsene und Eins Plus soll in der Programmzeitleiste ab 20.00 Uhr Jugendliche erreichen. Zudem betreiben ARD und ZDF mit Tagesschau 24 und ZDF-Info jeweils einen Informations- bzw. Nachrichtenkanal.

Hier fällt einem schon auf, dass es wohl nicht ganz unproblematisch ist, wenn sich ARD und ZDF beim Ziel, ein jüngeres Publikum zu erreichen, gegenseitig Konkurrenz machen.

Dass dies nicht unproblematisch ist, zeigen auch die nackten Zahlen der Zuschauerakzeptanz: Alle 6 Kanäle bewegen bei den Marktanteilen im Null-Komma-Bereich. Dieser Zustand befriedigt weder ARD, noch das ZDF und schon gar nicht die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler.

Dass es anders und eben auch erfolgreich geht, zeigen die öffentlich-rechtlichen Spartenkanäle, die gemeinsam von ARD und ZDF betrieben werden. Arte, 3-Sat, Phönix und der KIKA werden seit Jahren erfolgreich von ARD und ZDF betrieben und diese Kanäle finden auch ihr Publikum.

Meine Fraktion ist der Auffassung, dass dies auch für die ehemaligen Digitalkanäle möglich sein kann und möglich sein muss.

Der KiKa dient hier quasi als Paradebeispiel. Er ist das erfolgreichste Programmangebot für Kinder, ist inhaltlich qualitativ hochwertig und erzielt herausragende Marktanteile. 21 % Marktanteil bei den 3 bis 13 Jährigen im vergangenen Jahr sprechen hier eine deutliche Sprache.
Auch bei den anderen öffentlich-rechtlichen Spartenkanälen, die von ARD und ZDF gemeinsam betrieben werden kann man beobachten, dass sich Qualität und Zuschauerakzeptanz nicht ausschließen. Phönix ist inhaltlich top und von den Marktanteilen her erfolgreicher als die kommerzielle Konkurrenz N24 und n-tv.
Diese Beispiele zeigen alle, dass qualitativ hochwertige Angebote des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch ihr Publikum finden können.

Meine Fraktion ist der Auffassung, dass der Schlüssel zum Erfolg auch und vor allem darin liegt, dass diese Angebote von ARD und ZDF zusammen veranstaltet werden, dass sie ihre Ressourcen bündeln und sich keine gegenseitige Konkurrenz machen.
Dass wir mit diesen Gedanken nicht allein dastehen, zeigen die aktuellen Debatten bezüglich eines öffentlich-rechtlichen Jugendkanals.

Hier plädieren mittlerweile ARD- und ZDF-Vertreter unisono dafür, ein gemeinsames Programm zu starten. Unterschiedliche Auffassungen gibt es noch beim Zeitpunkt. Ein solches Programm-Angebot für Jugendliche ist aus unserer Sicht auch dringend notwendig.

Denn beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist es tatsächlich ein Phänomen, dass man es mit dem Kika schafft, die jüngsten (also die 3 bis 13 Jährigen) für sich zu gewinnen. Danach gibt es einen radikalen Abbruch, die Zuschauer wandern dann ab zu den privaten, da die Angebote des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks zumindest im Fernsehen nicht ausreichend sind. Im Hörfunk sieht das etwas anders aus: Die jungen Wellen der ARD (Sputnik, Jump EinsLive usw) erreichen Jugendliche durchaus.  

Also: Die Zeichen der Zeit stehen auf Kooperation zwischen ARD und ZDF. Denn sie haben die Aufgabe, alle Menschen zu erreichen, auch Jugendliche. Denn auch die sind Beitragszahler und tragen damit zur Finanzierung des Öffentlich-rechtlichen
Nun ist bekanntlich ordentlich Bewegung in die ganze Sache gekommen.

Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben letzte Woche ein Angebot gemacht, das aus Sicht meiner Fraktion kaum abgelehnt werden kann. Der Vorschlag lautet: Aus den bisher sechs digitalen Spartenkanälen drei Kanäle zu machen und diese von ARD und ZDF gemeinsam zu betreiben, so wie es mit Kika, Phönix, arte und 3sat vorgemacht wurde.

Das ist ein offensiver und auch mutiger Vorschlag der ARD-Intendantinnen und Intendanten. Und es ist ein Vorschlag mit Perspektive, den die Politik auch aufgreifen sollte.

Dies würde bedeuten: Einen gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF, einen gemeinsamen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkanal und einen gemeinsam veranstalteten Kanal für junge Erwachsene zu installieren. Letztendlich würde es eine Stärkung des öffentlich- rechtlichen Programmangebots bedeuten. Man hätte pro Programm mehr finanzielle Mittel, mehr Qualität.