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Stefan Gebhardt zu TOP 14: Erfolgreiche Entwicklung des Bauhauses Dessau fortsetzen

Ich möchte meinen Redebeitrag mit einem Zitat beginnen: „Die Bauhausstiftung arbeitet provinziell. Das Provinzielle besteht darin, dass es der Stiftung nicht gelingt, das Bauhaus in Dessau als einen kulturellen Leuchtturm im Bewusstsein des gesamten Deutschlands zu verankern.“

Der eine oder andere hier im Saal wird sich an diese vernichtende Kritik an der Bauhausstiftung erinnern können – sie war zu finden im Blaubuch 2006 und geschrieben vom allseits hochgeachteten  und international renommierten Kulturmanager und Bibliothekar Paul Raabe. Wenn  man heute über das Bauhaus spricht, muss man feststellen, dass es eine enorm positive Entwicklung genommen hat. Diese positive Entwicklung des Bauhauses lässt sich an mehreren Fakten nachvollziehen.
Am 17.10. berichtete die Mitteldeutsche Zeitung über die erstmals stattgefundenen „Triennale der Moderne“, die insgesamt einen Ansturm von ca. 2.000 Besuchern zu verzeichnen hatte. Der Stiftung Bauhaus ist es auch gelungen, auf das große Bauhaus-Jubiläum im Jahre 2019 hinzuarbeiten und sich hierfür konzeptionell außerordentlich gut aufzustellen. Innerhalb der letzten Jahre wurde die einst festgefahrene Diskussion um die Meisterhäuser und ihre Sanierung bzw. Rekonstruktion gelöst und erfolgreich nach vorn entwickelt. Im Mai nächsten Jahres sollen bekanntlich die rekonstruierten Meisterhäuser feierlich eingeweiht werden.

Seit dem Jahr 2009 gibt es in einer bis dato zeitlich noch nicht dagewesenen Dichte Sonderausstellungen und Präsentationen, die allesamt eine enorm hohe Qualität auszeichnen und zeitgleich ein öffentliches Interesse hervorgerufen haben, wie es bis dahin nicht bekannt war.

Zu den Erfolgen der letzten Jahre zählt natürlich auch, dass man in Sachen Besucher- bzw. Ausstellungszentrum und damit dem langjährigen Wunsch nach einem Bauhaus-Museum in Dessau konzeptionell sehr weit gekommen ist.
Die inhaltlichen Planung und auch die finanziellen Rahmenbedingungen für ein Bauhaus-Museum sind weitestgehend abgesteckt; im kommenden Jahr soll der Wettbewerb hierfür ausgelobt werden, sodass pünktlich zum Bauhaus-Jubiläum im Jahr 2019 dieses Museum eröffnet werden kann.

Ich will im Namen meiner Fraktion in aller Deutlichkeit sagen, dass diese positive Entwicklung untrennbar mit dem Wirken des Direktors der Stiftung des Bauhauses, Herrn Prof. Philipp Oswalt, verbunden ist. Er hat das Bauhaus aus dem Dornröschenschlaf erweckt und hat es geschafft, diesen kulturellen Leuchtturm ins Bewusstsein der Bevölkerung in und außerhalb Sachsen-Anhalts zu rücken. Oder anders ausgedrückt: Das Bauhaus ist heute ein beachtetes Zentrum der Moderne, das sich in die Gesellschaft öffnet und die Kooperation mit anderen Bauhaus-Stätten vertieft und neu gestaltet.
So haben wir es auch in unserem Antrag formuliert. Meine Fraktion ist der Auffassung, dass man das Wirken Philipp Oswalts als Stiftungsdirektor gar nicht hoch genug würdigen kann. Er hat enorme Verdienste bei der positiven Entwicklung, die das Bauhaus die letzten Jahre genommen hat. Hierfür gilt unser uneingeschränkter Dank. Wir als Landtag sollten die Arbeit von Philipp Oswalt als Stiftungsdirektor des Bauhauses anerkennen und würdigen.

Das, was in unserem Antrag steht und was somit heute beschlossen werden soll, ist bei der Entwicklung des Bauhauses eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die Betonung liegt hier aber auf „eigentlich“. Denn was eigentlich bei einer so positiven Entwicklung selbstverständlich sein sollte – für die Landesregierung und das Kultusministerium ist es dies noch lange nicht. Am Rande der letzten Landtagssitzung im Oktober wurde bekannt, dass der Vertrag mit Philipp Oswalt entgegen aller Erwartungen nicht verlängert werden soll. In einem intransparenten Umlaufverfahren wurde ohne weitere Diskussion vom Stiftungsrat der Stiftung Bauhaus beschlossen, die Stelle des Stiftungsdirektors neu auszuschreiben. Diese Entscheidung des Stiftungsrats hat weit über die Landesgrenzen hinweg und mittlerweile auch international für Kopfschütteln und Proteste gesorgt.
Die Feuilleton-Seiten waren gefüllt mit eben jener Negativ-Nachricht, obwohl die Entwicklung des Bauhauses ja an sich eine positive ist.

Mit dieser Entscheidung - und das belegen die nationalen wie internationalen Proteste und Kommentare – hat man dem Bauhaus einen enormen Schaden zugefügt.  Wir hoffen, dass dieser noch reparabel ist. Wenn die Dinge jetzt einfach nur weiter so ihren Lauf nehmen und man tatsächlich die Stelle des Stiftungsdirektors neu ausschreibt, ergibt sich ganz automatisch eine schwierige Situation.

Der Vertrag von Herrn Oswalt endet im Februar kommenden Jahres, sollte er also nicht verlängert werden, wäre er ab 1. März 2014 weg. Selbst wenn der Stiftungsratsvorsitzende Herr Dorgerloh noch in diesem Jahr neu ausschreiben würde, hätte man noch nicht innerhalb von ein paar Monaten oder Wochen einen neuen Bauhausdirektor.

Die Ausschreibung bei Herrn Oswalt dauerte anderthalb Jahre. Jeder, der davon ein bisschen versteht weiß, dass das unter einem Jahr gar nicht machbar ist. Damit wäre das Bauhaus für einen extrem langen Zeitraum, nämlich im gesamten kommenden Jahr, quasi führungslos. Man hätte vielleicht einen amtierenden Direktor oder eine amtierende Direktorin, die aber auch nur zeitlich begrenzt und damit auf Abruf agieren würden.
Im nächsten Jahr stehen aber bedeutende Entscheidungen und Weichenstellungen an. Bekanntlich sollen im Mai die rekonstruierten Meisterhäuser in Anwesenheit des Bundespräsidenten eröffnet werden und im kommenden Jahr steht bekanntermaßen die Auslobung des Wettbewerbs für das Bauhaus-Museum an, um nur zwei Beispiele zu nennen.

An solch einem Szenario kann doch eigentlich niemand ernsthaft ein Interesse haben.
Der Versuch meiner Fraktion und auch vom Bündnis 90/Die Grünen, im Fachausschuss, also im Ausschuss Bildung und Kultur, bei dem Thema zueinander zu finden, das Verfahren transparent zu gestalten und damit weiteren Schaden vom Bauhaus und seiner Stiftung abzuwenden, ist nicht gelungen. Das mussten wir – ich denke, ich kann da auch für die Grünen sprechen - leider so konstatieren. Eine Anhörung bzw. ein Gespräch mit dem Stiftungsdirektor Herrn Oswalt wurde von den Koalitionsfraktionen abgelehnt.
Warum auch immer – offenbar hat man Angst vor seinen Worten, Angst vor Argumenten.
Doch nicht nur das. Auch die beiden Stiftungsratsmitglieder, nämlich Frau Reinicke als vom Landtag entsandtes Stiftungsratsmitglied sowie der Kultusminister als Stiftungsratsvorsitzender, verweigerten die Auskunft auf die brennenden Fragen.
Statt die persönliche Motivation für das eigene Agieren zu erklären, zog man sich darauf zurück, dass man ja dem Ausschuss nicht rechenschaftspflichtig sei, sondern nur dem Stiftungsrat. Ja, das ist nun mal so, wenn man keine Argumente hat, kann man auch keine mitteilen. So weit, so schlecht.

Natürlich haben wir überlegt, wie und in welcher Art wir das Thema heute hier aufgreifen.
Ursprünglich hatten wir vor, dass der Landtag hier heute auch per Beschluss sein Unverständnis über die Nichtverlängerung des Vertrags mit dem Stiftungsdirektor zum Ausdruck bringt. Wir hatten auch in Erwägung gezogen  zu beantragen, dass die Vertreterinnen und Vertreter des Landtages bzw. die Landesregierung im Stiftungsrat von uns aufgefordert werden, diesen unwürdigen Prozess zu stoppen und für eine Fortführung der Arbeit von Prof. Oswalt votieren.

Nach all den von mir selbst erlebten Peinlichkeiten im Fachausschuss  wurde uns aber schnell klar, wie ein solches Anliegen ausgehen würde. Mit Sicherheit hätte man sich wieder auf die Formalie zurückgezogen,  dass man nicht uns, sondern nur dem Stiftungsrat auskunftspflichtig sei. Das hätte uns alles nicht weiter gebracht, und ein negatives Votum des Landtages wäre erneut schädlich für das Bauhaus und seine Perspektive. Deshalb haben wir es bei dem Text belassen, der Ihnen im Antrag vorliegt.
Wir möchten nicht mehr und nicht weniger, als dass der Landtag die in den letzten Jahren eingeschlagene Entwicklung des Bauhauses in Dessau und somit auch die des Stiftungsdirektors würdigt und unterstützt. Und wir wollen, dass sich der Landtag zu der eingeschlagenen Entwicklungslinie des Bauhauses bekennt, denn sie war und ist von einem großartigen Erfolg gekennzeichnet. Niemand kann ernsthaft ein Interesse daran haben, dass uns erneut von kulturellen Persönlichkeiten Provinzialität ins Stammbuch geschrieben wird.