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Oury Jalloh - Aufklärung bleibt notwendig

Zur Vorstellung neuer Gutachten zur Brandursache im Fall des Todes von Oury Jalloh erklärt die Innenpolitikerin der Fraktion DIE LINKE Henriette Quade

Zur Vorstellung neuer Gutachten zur Brandursache im Fall des Todes von Oury Jalloh erklärt die Innenpolitikerin der Fraktion DIE LINKE Henriette Quade:

„Mehr als zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau verbrannt ist. Zehn Jahre, in denen die drängenden Fragen der Familie nach den genauen Umständen des Todes unbeantwortet geblieben sind. Aber auch eine Zeit des Kampfes für die Aufklärung und gegen institutionellen Rassismus. Insbesondere die „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ begleitete diesen Weg von Anfang an.

Heute wurden von der Initiative neue Gutachten zur Brandursache und verschiedene Analysen von internationalen Brandsachverständigen und weiteren Experten vorgestellt. Auch wenn die genauen Umstände des Feuers bisher nicht zweifelsfrei benannt werden können, machen die Informationen der Sachverständigen deutlich, dass es kein Stillschweigen geben darf, so lange die heute geäußerten Einschätzungen nicht geklärt werden.

Demnach habe Oury Jalloh so gut wie keinen Rauch inhaliert und das Feuer muss dementsprechend sehr schnell ausgebrochen sein. Erneut wird wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Brandspuren und toxikologischen Untersuchungen zwar nicht beweisen können, dass Brandbeschleuniger verwendet wurde, jedoch keinen anderen Schluss zulassen. Auch stand Oury Jalloh unter starker Alkoholeinwirkung, und das wirft wiederum die Frage auf, wie er im Stande gewesen sein soll, an einer Matratze gefesselt das Feuer selbst gelegt zu haben. Diese und weitere Widersprüche müssen endlich beantwortet werden, und es ist die Aufgabe der Staatsanwaltschaft, diese Arbeit zu leisten.

Immer wieder wiesen die Gutachter jedoch auf fehlende Tatortfotos hin, was die Analyse erschwert. Es wurde erklärt, dass internationale Standards für solcherlei Untersuchungen mehrfach nicht eingehalten wurden, Daten nicht erhoben wurden oder verschwunden sind. Diese Intransparenz in den Verfahren und die schleppenden und von Versäumnissen geprägten Ermittlungen erweisen sich einmal mehr als Hemmnis für Aufklärung. Die Aufklärung der Todesumstände von Oury Jalloh ist zwingend notwendig - für individuelle Aufarbeitung und das Funktionieren des Rechtsstaates.“

Magdeburg, 27. Oktober 2015