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Hendrik Lange zu TOP 6b: Aktuelle Debatte "Praxistaugliches Wolfsmanagement ermöglichen

Anrede,

Der Wolf gehört zu den streng geschützten Tierarten in Deutschland und Europa. An dieser Stelle könnte ich meinen Redebeitrag zur Aktuellen Debatte beenden. Aber so einfach ist es dann doch nicht und so einfach darf es sich Politik auch nicht machen.

Anrede,

Der Wolf als freilebendes Tier wurde in unseren Gefilden vom Menschen ausgerottet. Das klingt so bitter wie es ist – und dass sich der Wolf bei uns wieder ansiedelt, das dürfen wir durchaus als ein Lob der Natur an uns Menschen sehen. Ein Lob dafür, dass unsere Schutzmaßnahmen funktionieren und ein Lob für die Einsicht, dass auch Großraubtiere zu einem funktionierenden Ökosystem dazu gehören. Als großer Jäger übernimmt er Funktionen, die seit seinem Verschwinden der Mensch übernommen hat. Sprich die Eindämmung von Rot- und Schwarzwild. Er sorgt z.B. dafür, dass Rehe nicht lange an einem Fleck verweilen und die Fraßschäden dort groß werden. Und Untersuchungen haben ergeben, dass Hirsche zur Abwehr sogar größere Geweihe ausbilden – ist ja für so manchen Jäger vielleicht auch ein interessanter Aspekt. Die Anwesenheit eines großen Prädators wie dem Wolf sorgt also für die Vervollkommnung des hiesigen Ökosystems und dessen funktionieren.

In Sachsen-Anhalt sind derzeit 78 Wölfe nachgewiesen, die hier dauerhaft leben. Dazu ist schon vieles gesagt, wie auch zum Siedlungsgebiet. Aber dass 78 Tiere einen Handfesten Koalitionskrach auslösen, das sagt viel über den Zustand der Koalition. Sagt aber auch so manches über den einen oder anderen Wolf im Schafspelz.

Anrede,

Dass Wölfe wieder in unseren Wäldern leben, dass verunsichert Viele. Isegrimm hat durch Märchen und Mythen ein gefährliches Image als böses Wesen. Mit diesen Ängsten und Unsicherheiten müssen wir umgehen, sie ernst nehmen und Aufklärung leisten. Und ja – auch der respektvolle Umgang mit dem Wolf will gelernt sein – so wie wir alle gelernt haben, bei Wildschweinen einen respektvollen Abstand zu halten. Dass die Tiere scheu sind und sich eher verkrümeln wenn der Mensch kommt, gehört dabei zur Wahrheit dazu. Aber eben auch eine gewisse Anpassung der eigenen Gewohnheit. Um den Wolf nicht anzulocken und daran zu gewöhnen dass der Mensch mit Futter in Verbindung gebracht wird, sollten Jäger eben Tierreste nach dem Aufbruch nicht mehr im Wald einfach liegen lassen. Und wir müssen in unseren Siedlung einfach zugängliches Futter wieder unzugänglich machen, damit Wölfe nicht angelockt werden. Und ja, wenn sich Rehe in der Nähe von Siedlungen bewegen, kann es auch vorkommen, dass ein Wolf ihnen folgt.

Anrede,

Da sind wir bei den realen Begegnungen mit dem Wolf, die auch in unserem Bundesland die Debatten anheizen. Ich verstehe jeden Schäfer der wütend ist, wenn er Tiere an den Wolf verliert. Schäfer haben es ökonomisch meist nicht einfach und jeder Verlust schmerzt. Und ich sage auch: Der Naturschutz und Artenschutz ist ein gesellschaftliches Anliegen – das heißt aber auch, dass wir als Gesellschaft diejenigen unterstützen müssen, die schwierige Anpassungsleistungen dafür erbringen. Ich finde es richtig, dass die Anschaffung von Zäunen gefördert wird. Ich finde es richtig, dass auch Schutzhunde mit Landesunterstützung zukünftig angeschafft werden können – auch wenn eine Zeitung mit Riesigen Buchstaben von Riesenhunden schreibt… Und ich fand das als Biologe ganz interessant zu lesen, dass es Erfahrungen mit sogenannten Schutzeseln gibt, die man ja durchaus weiter ausloten kann. Und sollte es doch zum Riss kommen, dann muss es zur schnellen und unbürokratischen Hilfe kommen. Da haben wir im Land noch Verbesserungsbedarf. Zudem sollte die Ausbildung von Beratern vorangebracht werden. Mit dem Kompetenzzentrum Wolf ist da das Land auf einem guten Weg. Beim Wolfsmanagement lohnt es sich auch in andere Länder zu gucken und die Erfahrungen auszutauschen und einzubeziehen. Und ich gehe davon aus, dass wir hier Bundesländerübergreifend arbeiten!

Anrede,

Was nun aber gar nichts nützt, ist die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht. Denn der hohe Schutzstatus in Deutschland, Europa und Weltweit in den Artenschutzabkommen lässt das Bejagen nicht zu. Zumal eine Jagd auf die falschen Tiere das sensible Gefüge der Geburtenkontrolle im Wolfsrudel zerstören kann und dadurch die Vermehrung noch schneller vorangehen kann. Außerdem ist ein Wolfsrudel, welches sein Revier verteidigt eine größere und kontrollierbare Konstante. Und eine Diskussion, dass Deutschland die Artenschutzabkommen aufkündigt wegen 78 Wölfen in Sachsen-Anhalt, die können wir uns weltweit nicht leisten. Da wo Tiere nachweißlich immer wieder Probleme verursachen, sich dem Menschen dauerhaft nähern und ihn bedrohen, da sind auch heute schon Vergrämungsmaßnahmen möglich bis hin zur letztendlichen Entnahme.

Anrede,

Ja, die Anpassung daran, dass es wieder Wölfe bei uns gibt, ist mit Zumutungen verbunden. Sie ist aber auch ein Zeichen des Respekts vor der Natur. Es ist ein Kultureller Erfolg, dass wir es zulassen, den Großraubtieren den Platz in der Natur zurückzugeben, den sie einst durch die menschengemachte Ausrottung verloren haben. Es ist ein Anerkenntnis des Selbstwerts der Natur.

In diesem Sinne sind wir aufgefordert, da Zusammenleben von Mensch und Wolf so erträglich wie möglich zu gestalten und da zu unterstützen, wo es Schwierigkeiten gibt. Denn eins ist klar: Der Wolf gehört zu den streng geschützten Tierarten in Deutschland und in Europa.